Jubiläumsgrat, September 2023
Jubiläums- grat
Jubiläumsgrat
Charakter Jubiläumsgrat
Das Erklimmen der Zugspitze gilt schon für viele Wanderer und Bergsteiger als große Herausforderung aufgrund der immensen zu bewältigenden Höhenunterschiede. Doch oben angekommen, setzt sich eine extrem fordernde Gratlinie von der Zugspitze zum Hochblassen fort, die in den Ostalpen seinesgleichen sucht. Der Jubiläumsgrat – die große Panoramalinie über Garmisch-Partenkirchen – gilt aufgrund seiner Länge und alpiner Ernsthaftigkeit als eine der am häufigsten unterschätzten Touren in den Alpen. In den Sommermonaten vergeht kaum ein Tag, an dem die Bergwacht nicht ausrücken muss um erschöpfte Menschen vom Berg zu holen. Wohl auch, weil viele glauben es handelt sich um einen herkömmlicher Klettersteig. Doch Drahtseile findet man auf der Route eher selten.
Klettern im III Schwierigkeitsgrat
Den Jubiläumsgrat zu absolvieren heißt üblicherweise, von der Zug- zur Alpspitze über die Grieskarscharte zu laufen. Neben alpiner Erfahrung, Schwindelfreiheit und Trittsicherheit sind vor allem eine gute Kondition und eine gewisse Expertise im Bruchklettern bis zum 3. Schwierigkeitsgrad erforderlich. Der acht Kilometer lange Jubiläumsgrat wird von erfahrenen Bergsteigern in etwa acht bis neun Stunden absolviert. Man muss also schon einigermaßen zügig unterwegs sein, will man die letzte Seilbahn vom Osterfelderkopf erwischen.
Es gibt allerdings auch sehr ambitionierte Bergsteiger, die die Strecke bei perfekten Bedingungen in fünf oder sechs Stunden schaffen. Hier muss sich letztendlich jeder selbst ehrlich einschätzen, wie zügig man sich im sehr ausgesetzten Gelände fortbewegt. Wer übrigens das Bedürfnis hat sich überall mit einem Seil zu sichern, sollte diese Gratüberschreitung gar nicht erst alleine in Angriff nehmen. Der Grat wird dann zeitlich nicht zu schaffen sein, bevor die Dunkelheit einbricht. Besser man begibt sich dann in die Hände eines Bergführers.
Wer jedoch mit losem Geröll (zum Teil) auf Platten sowie mit sehr exponierter leichter Kletterei zurecht kommt, wird mit einem echtem alpinen Abenteuer und einer unfassbar schönen Aussicht belohnt. Doch auch die dünne Luft in knapp 3.000 Metern sollte nicht unterschätzt werden. Um nicht in Zeitnot zu kommen und dem Körper die nötige Akklimatisierung zu gönnen, ist es empfehlenswert eine Nacht im Münchner Haus am Zugspitzgipfel zu planen und noch vor der ersten Seilbahn in den Grat einzusteigen. Somit hat man genug Zeit für die Tour und kann sich der Herausforderung einigermaßen entspannt stellen.
Orientierung/ Lage
Es gibt verschiedene Wege zum Startpunkt der Tour zu gelangen. Die einfachste Möglichkeit bietet eine Fahrt mit der Seilbahn auf die Zugspitze. Die neue Seilbahn führt vom Eibsee in etwa zehn Minuten zum Gipfelkreuz, beeindruckend schnell überwindet sie die etwa 2000 Höhenmeter. Mit der Tiroler Zugspitzbahn gelangt man von Ehrwald aus nach oben. Wer sich bereits auf dem Zugspitzplatt befindet, kann die letzten 360 Höhenmeter mit der Gletscherbahn überwinden.
Wem die Fahrt nach oben zu einfach oder zu langweilig ist, nimmt eine der fünf Wanderrouten hinauf. Die landschaftlich schönste und technisch einfachste Strecke führt von Garmisch-Partenkirchen durch das Rheintal und die Partnachklamm. Mit 22 Kilometern ist es jedoch auch die längste Tour, daher sollte die Tour wohl besser auf zwei Tage aufgeteilt werden. Wer es etwas kürzer mag, läuft ab Ehrwald (Österreich) über das Gatterl oder beginnt den Aufstieg vom Eibsee über den Stopselzieher. Die beliebteste Strecke zur Zugspitze führt ab Grainau bzw. Hammersbach durch das Höllental. Spektakuläre Landschaft und traumhaftes Panorama ist hier garantiert, denn die Tour zeichnet vor allem Abwechselung aus durch die spannende Höllentalklamm, dem zu querendem Gletscherfeld und viele Klettersteigpassagen.
Am Zugspitzgipfel selber hat hat man einen fantastischen Blick auf namenhafte Gipfel, wie den Waxenstein, die Alpspitze und den Osterfelderkopf. Auch sind die einzelnen Gipfel des Jubiläumsgrates, wie die Innere, Mittlere und Äußere Höllentalspitze sind zu sehen.
Tourbeschreibung Jubiläumsgrat
Der Einstieg von der Zugspitze
Der Jubiläumsgrat beginnt an der Bergstation der Zugspitze. Von Deutschlands höchstem Punkt aus führt der Weg zur Inneren Höllentalspitze zumeist bergab, jedoch mit zahlreichen Zwischenanstiegen – hier wird kein Zacken ausgelassen. Die ersten Meter eignen sich noch gut, um sich an die Höhe zu gewöhnen. Doch schon nach wenigen Schritten beginnen die ersten kleinen Klettereien. Die meiste Zeit verbringt man mit freiem, teils ausgesetztem Gehen und Klettern (Schwierigkeitsgrad I-II) auf überwiegend brüchigem Fels. Trotz des Abstiegs müssen immer wieder Spitzen um- bzw. überklettert werden. Aufgrund fehlender Stahlseile bleibt die Pulsfrequenz (zumindest bei uns) überwiegend hoch. Um die atemberaubende Aussicht ins Höllental zu genießen, sollten hin und wieder Pausen auf der Kletterroute eingelegt werden. Kurz vor der Inneren Höllentalspitze führt der Weg überwiegend über ausgesetzte Zacken. Das erste Stück zur Inneren Höllentalspitze ist der längste Teil und anspruchsvollste Teil des Grats, da wirklich kaum Drahtseile vorhanden sind.
Vom Gipfel der Inneren Höllentalspitze auf 2.741 Metern Höhe, den man in der Regel nach etwa vier Stunden erreicht, bietet sich ein traumhafter Blick auf den weiteren Weg zur Mittleren Höllentalspitze und zur Biwakschachtel. Wenn der erste Teil der Strecke bereits zu fordernd war und zu viel Zeit in Anspruch genommen hat, kann kurz hinter dem Gipfel der Notausstieg zur Knorrhütte genommen werden. Dies ist immer noch schneller, als den Grat bis zur Grieskarscharte weiter zu folgen. Wir sprechen uns gegen den Abbruch aus, obwohl wir ca. 45 Minuten hinter unserem Zeitplan waren. Nach ein paar kleineren und größeren Zacken führt der Weg mit flachen Passagen halbwegs bequem in etwa einer Stunde zur Biwakschachtel. Längere Zeit des aufrechten Gehens gibt dem Körper eine gewisse Erholung. Die Hälfte des eigentlichen Grats ist geschafft, von der gesamten Strecke bis zum Osterfelderkopf ist ein Drittel absolviert. Wahrlich ein langer Weg.
Noch einmal alle Kräfte sammeln
Vom Biwak führt der Weg weiter zur Äußeren Höllentalspitze. Diese ist nach einem kurzen Aufstieg erreicht und das große Finale wartet. Mit einigen Stunden kraxeln und klettern in den Beinen ist noch einmal Konzentration und Kraft gefragt. Nachdem es steil und ausgesetzt hinuntergeht, wartet ein 30 Meter hoher und fast senkrecht in die Höhe ragender Klettersteig auf die Bergsteiger – die D-Stelle. Statt das Seil sollten eher Stifte und Sprossen gegriffen werden. Beinkraft erleichtert das Vorankommen. Nervlich ist dieser Part dank der Drahtsteilunterstützung entspannend. Nach ein paar letzten steilen Stellen ist die Vollkarspitze und somit der letzte Gipfel des Grats erreicht.
Nordseitig geht es über geröllbedeckte Platten weiter hinunter. Besondere Vorsicht ist geboten, vor allem, wenn Schneereste liegen. Ein Sturz kann wie an so vielen anderen Stellen am Jubigrat verheerend enden. Nach etwa sieben Stunden erreichen wir die Grieskarscharte, über die wir weiter in Richtung Alpspitze steigen. Ein malerischer Ausblick nach Osten zur Wettersteinwand und auf die zurückgelegte Strecke des Jubiläumsgrat belohnt die Anstrengung der letzten Stunden. Bei uns reicht die Kondition noch für ca. 150 weitere Höhenmeter um zum Gipfel der Alpspitze über leichten Fels und kurze Steilstufen zu gelangen. Der Blick über das Tal und das Tageswerk lässt uns wie ein Honigkuchenpferd grinsen, während die letzten Sonnenstrahlen am Horizont verschwinden.
Ein weiterer mühsamer Teil folgt: 2000 Höhenmeter im Abstieg, denn die letzte Seilbahn haben wir lange verpasst. Über einen kleinen Klettersteig geht es von der Alpspitze herunter zum Osterfelderkopf, wo wir doch langsam zur Stirnlampe greifen mussten. Den Weg hatten wir deutlich kürzer in Erinnerung, aber nach diesem langen Tag zieht sich dieser Weg nochmal ordentlich in die Länge. Nachdem unsere Wasserreserven völlig aufgebraucht waren, schlagen wir noch einen kurzen Umweg zum Kreuzeckhaus ein – jeder von uns bestellt dankbar mindestens drei Getränke auf einmal.
Übernachtungsmöglichkeiten am Jubiläumsgrat
Münchner Haus
Vor allem vor dem Start der Tour sollte eine Nacht im Münchner Haus auf dem Gipfel der Zugspitze gebucht werden, um den Körper in die alpine Höhenluft zu gewöhnen und um am nächsten Morgen entspannt loslaufen zu können. Rechtzeitiges Buchen sichert nicht nur die besten, sondern überhaupt Plätze. Die 36 Schlafplätze sind schnell vergriffen. Zudem kommt es im Sommer häufig vor, dass Bergsteiger erst spät eintreffen, nachdem die letzte Seilbahn ins Tal gefahren ist. Dann kann es auf der Hütte schon mal richtig voll werden und zusätzliche Schlafplätze in Lagern oder auf dem Fußboden müssen herhalten. Das Münchner Haus bietet eine große Auswahl an Speisen und Getränken und bietet darüber hinaus die übliche Halbpension an.
Kreuzeckhaus
Das Kreuzeckhaus im Wettersteingebirge ist eine auf 1.650 Metern gelegene Schutzhütte des DAV und ist ein idealer Ausgangspunkt für eine Tour über den Jubiläumsgrat. Von hier aus erreicht man die Alpspitze in etwa 2 Stunden und kann den Jubiläumsgrat dann in entgegengesetzter Richtung hoch zur Zuspitze laufen. Insgesamt 101 Schlafplätze in Matratzenlagern, Mehrbett- oder Doppelzimmern bieten genügend Platz. Auch hier ist Halbpension optional möglich.
Biwakschachtel
Die Jubiläumsgrathütte ist eine reine Notunterkunft, die nicht als planmäßige Übernachtungsmöglichkeit genutzt werden sollte. Bei Schlechtwetter eignet sich die in 2.684 Metern Höhe gelegene Aluminiumbehausung zum sicheren Ausruhen. Das 6 Meter lange und 2,50 Meter breite Biwak verfügt über 12 Schlafplätze (Matratzen und Decken), jedoch weder über fließend Wasser noch Strom, Kochmöglichkeit oder einen Ofen. Da es sich nicht um eine bewirtschaftete Hütte handelt, gibt es auch keine Verpflegung. Bei einem spontanen Wetterumschwung kann es schon mal sein, dass die Schlafplätze nicht ausreichen. Wichtig ist, dass die Schutzhütte so verlassen wird, wie sie vorgefunden wurde. Müll sollte mit ins Tal genommen und die Tür fest verschlossen werden, da starke Winde große Schäden anrichten können.
Ausrüstung am Jubiläumsgrat
Viele Bergsteiger unterschätzen die Schwierigkeit des Jubiläumsgrats. Obwohl die Gesamtstrecke mit 8 Kilometern durchaus überschaubar scheint, müssen fast täglich Rettungseinsätze gestartet und erschöpfte Menschen von der Wand geholt werden. Häufig mangelt es auch am richtigen Equipment. Neben Kletterset und -gurt sollten Helm und natürlich griffiges, solides Schuhwerk selbstverständlich sein. Aufgrund von Wetterschwankungen ist wetterfeste Kleidung ebenfalls wichtig um auf wechselnde Wetterbedingungen reagieren zu können. Wer alpin wandert, sollte dringend ein Erste-Hilfe-Notfallkit bei sich tragen.
Da die meisten Kletterer 8-10 Stunden auf dem Jubiläumsgrat unterwegs sind, ist auf ausreichend Wasser zu achten. Auch kann ein plötzlicher Kräfteverlust die Freude am Bergsteigen hindert. Daher ist schnelle Energie in Form von Powerriegeln oder schnellem Zucker unbedingt empfehlenswert. Je nach Bedarf sollte ausreichend Essen mitgeführt werden. Der Umwelt zuliebe sollte darauf geachtet werden, dass alle Verpackungen wieder im Rucksack landen und erst im Tal entsorgt werden.
Jubiläumsgrat an der Zugspitze 2.962M
- Bergtour vom Eibsee
- Startpunkt/Endpunkt: Parkplatz am Eibsee
- Einkehrmöglichkeiten: Kreuzeckhaus, Münchener Haus
- 700HM auf / 1.000HM ab/ Distanz 5,7 KM
- Schwierigkeit: schwer
- ungesicherte Kletterstellen bis III-
- Klettersteigset + Helm
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