Alpines Klettern im Kaisergebirge im schönen Tirol erfreut sich großer Beliebtheit, erfordert aber auch Kondition, alpine Erfahrung und ein gutes Gefühl für den Berg. Wer bereits die Gipfeltour Ellmauer Halt absolviert hat, sollte am Kopfkraxen gut zurechtkommen. Die Ellmauer Halt ist etwa 160 Meter höher, aber wesentlich frequentierter. Das Klettern auf dem 2178 Meter hohen Kopfkraxen bietet einen herrlichen Gratanstieg abseits vom Trubel im Kaisergebirge. Die Tour ist leicht zu finden und über weite Strecken gut abgesichert, jedoch sind auch vereinzelnd alpine Absicherung zu legen. Trittsicherheit, ein ausgeprägter Orientierungssinn, Schwindelfreiheit sowie eine gute Kletterausrüstung inklusive Helm sind erforderlich.
Anfahrt zum Kopfkraxen
Die Tour startet am Wanderparkplatz unterhalb vom Jägerwirt auf einer Höhe von knapp 900 Metern. Die Adresse fürs Navi ist Wegscheid 8 in A-6351 Scheffau am Wilder Kaiser. Dorthin gelangt man über die A8 von München Richtung Salzburg und hinter Rosenheim weiter über die A93 Richtung Kufstein, Abfahrt Kufstein Süd. Die Anreise erfolgt nun in Richtung St. Johann weiter nach Scheffau. Im Ortskern biegt man nach dem Gasthof Weberbauer rechts zum Jägerwirt ab.
Die Legende des Kopfkranxen
Auf dem mächtigen Sattel zwischen Sonneck und Wiesenberg soll laut Legende der Teufel mit seiner großen, mit Schätzen befüllten Kraxe eingeschlafen sein. Er wurde vom Sonnenaufgang überrascht und flüchtete Hals über Kopf ins Tal. Seine Kraxe aber ließ er mitsamt den Schätzen zurück. Der Schatz soll zur Kopfkraxe versteinert sein.
Erstbesteigung
Die Klettertour wurde von Bergführer Herbert Haselberger gemeinsam mit Hans Zott im Jahr 2002 eingerichtet. Bis heute ist sie eine Art Geheimtipp geblieben, denn sie liegt im Kaiserpanorama hinter dem bekannten Treffauer in der zweiten Reihe.
Aufstieg zur Klettertour
Vom Parkplatz unterhalb des Jägerwirts folgt man der Forststraße Nr. 826 und gelangt so über die Wegscheid-Niederalm zur Wegscheid-Hochalm auf 1.212 Metern Höhe. Von dort folgt man links aufwärts dem Wilden-Kaiser-Steig und gelangt nach einem Abzweig nach rechts, der mit dem Schild „Treffauer“ gekennzeichnet ist, bis kurz vor einen Wasserfall. Hier kann man eventuell einen Rucksack deponieren. Nun folgt man dem steilen Steig ins Schneekar nach oben. An der Steilstufe zum Treffauer wird der Hauptweg Nr. 826 verlassen und man steigt weiter ins Schneekar auf, bis man eine markante Rinne quert. Die Klettertour beginnt links neben dem Sonnenpfeiler, der mit einer Sonne markiert ist. Ab hier muss Kletterausrüstung getragen werden.
Kopfkraxen über Kraxengrat
Für die gesamte Klettertour über 1329 Höhenmeter sollten acht bis zehn Stunden eingeplant werden. Der Start am Sonnenpfeiler erfolgt auf einer Höhe von 1.930 Metern. Die Rundtour folgt nun meist dem markanten Grat. Auf dem Grat sollte unbedingt auf stabiles Wetter geachtet werden, denn ein Rückzug durch Abseilen kann wegen des drohenden Steinschlags gefährlich werden. Die mittelschwere und doch anspruchsvolle Tour im vierten Schwierigkeitsgrad ist abwechslungsreich und verfügt über spannende Kletterstellen mit atemberaubenden Aussichten etwa auf den Hintersteiner See.
Herausfordernde und exponierte Kletterabschnitte wechseln am Kraxengrat immer wieder mit eher beschaulichem Schrofengelände ab. Zuerst wird eine Rinne vom Fuß der Wand bis zu eine Terrasse mit Grasbewuchs bestiegen. Stabil verbaute Haken geben die Route vor, an die man sich unbedingt halten sollte. Von der Grasterrasse gelangt man in Falllinie zu einer Sanduhr. Dann folgt ein steiler und anspruchsvoller Aufstieg. Hier sollte man den Kontakt zum Partner keinesfalls verlieren, auch wenn der Grat gibt den Wegverlauf vor gibt. Die Kletterei auf dem Grat endet kurz unterhalb des Gipfels, der mit Gras bewachsen ist und somit zu einer wohlverdienten Rast einlädt, bei der man die Blicke zufrieden über das Kaisergebirge schweifen lassen kann. Von hier hat man einen einmaligen Rundblick auf die benachbarten Gipfel Pyramidenspitze, Treffauer Spitze und Scheffauer Spitze, ehe man den weniger mühsamen Abstieg beginnt.
Der Abstieg
Der Abstiegt dauert etwa zwei Stunden und erfolgt vom Gipfel in westliche Richtung auf dem Bergrücken, über den rot markierten Normalweg Nr. 821. Der Fußpfad ist gut zu erkennen, so dass dieser kaum zu verfehlen ist. Nach einigen hundert Metern zweigt der Weg zu Südflanke ab und führt in steilen Kehren schnell nach unten. An der deutlichen Wegkreuzung nach einigen Höhenmetern, biegen wir wieder Richtung Wasserfall ab, denn dort gelangen wir wieder auf unsere Aufstiegsroute. Am Wasserfall angekommen folgen wir den Aufstiegsweg Richtung Süden, um zum Parkplatz Jägerwirt zu gelangen.